Sonntag, 8. September 2024
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Was verraten uns Umfragen über den Islam?

Was verraten uns Umfragen über den Islam?

Junge Muslime in Deutschland: Undurchsichtige Weltsichten und Beweggründe (Symbolbild:Imago)

Der in der Überschrift gestellten Frage widmete sich Katrin Elger vom “Spiegel”. Man mag in ihrem Elaborat nun eine Verharmlosung auf dem üblichen Niveau erwarten – schließlich verschließt der Mainstreamjournalismus allzu oft die Augen vor den Integrationsdefiziten des islamischen Bevölkerungsteils. Doch Elger hatte in der Vergangenheit zumindest hin und wieder solche Probleme angesprochen, wenn auch nicht in letzter Konsequenz. So fordert sie ein, dass eine Frau nicht von ihrer Familie zum Kopftuch gezwungen werden dürfe; aber eben auch, dass die freiwillige Kopftuchträgerin an einer deutschen Schule unterrichten darf. Das schlechte Abschneiden der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt erkannte sie an – aber sah es vor allem als Folge des Corona-Lockdowns.

Die Einleitung ihres “Spiegel”-Artikels hat es in sich: Messermorde, Kalifatsdemos und antisemitische Mobs auf deutschen Straßen. Aber was hat das mit dem Islam zu tun? Und ticken alle Muslime so? Um dies zu beantworten, befasst sich Elger mit Umfragen. Doch unterschiedliche Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die sich unterschiedlich interpretieren lassen. Zunächst verweist Elger auf die “Niedersachsensurvey“, eine Befragung mehrerer tausend Neuntklässler  in dem nördlichen Bundesland. Knapp 70 Prozent der muslimischen Schüler stellen hier den Koran über das Grundgesetz, etwa die Hälfte will das Kalifat und rund 20 Prozent heißen sogar Gewalt auf dem Weg dahin gut.

“Einordnung” ist alles

Aber halb so wild, findet Elger in ihrer “Analyse“: Denn die Studie sei ja nicht repräsentativ. Diese Aussage allerdings müsste sie genauer begründen, denn gerade Schüler sind ja – aufgrund der Schulpflicht, die milieuübergreifend Jugendliche zusammenbringt – ein guter Spiegel der Gesellschaft. Umgekehrt wäre eine Umfrage nur unter den Teilnehmern der Kalifatsdemo, wie sie vor ein paar Wochen in Hamburg stattfand, selbstverständlich nicht repräsentativ. Auch hätten gerade einmal 300 muslimische Jugendliche geantwortet. Das ist zwar weniger als bei den üblichen Sonntagsfragen der großen Institute, die etwa 1.000 telefonische Teilnehmer haben, aber immer noch in einer Größenordnung, die ein Statistiker ernst nehmen muss.

Stattdessen will sich Elger lieber an den “Religionsmonitor” der Bertelsmann-Stiftung von 2017 halten. Dessen Ergebnisse wurden von der Projektleiterin Yasemin El-Menouar auch gleich eingeordnet: Zustimmungswerte zu islamischen Richtlinien seien ähnlich zu verstehen wie die 10 Gebote. Schließlich würden zu den Säulen des Islam auch das Fasten, die Armensteuer und die Pilgerfahrt zählen. Auch wenn Elger sich lieber auf den “Religionsmonitor” verlassen will – leichte Zweifel kommen ihr dann doch. Denn hohe Zustimmungsraten zur Demokratie bedeuteten noch kein demokratisches Grundverständnis. Auch ein Autokrat wie Erdogan sei ja durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen.

Strittige Themenfelder ausgeklammert

Jedoch sollte man berücksichtigen, dass die Bertelsmann-Stiftung durch personelle Verknüpfungen sehr regierungsnah ist und dementsprechend auch regierungsnahe Resultate liefern will. Der “Religionsmonitor” wurde denn auch unter anderem vom Migrationsforscher Ruud Koopmanns einer vernichtenden Kritik unterzogen. Manche Fragen zum Glaubensverständnis seien eher esoterisch angehaucht und hätten ebenso gut auch Buddhisten gestellt werden können. Zudem durften die Muslime selbst angeben, ob sie in die Gesellschaft oder den Arbeitsmarkt “integriert” seien. Dabei kamen, so Koopmans, „Phantasiezahlen“ zustande. Laut dem Monitor waren Muslime sogar seltener arbeitslos als Deutsche – obwohl schon damals alle staatlichen Statistiken genau in die entgegengesetzte Richtung wiesen. Auch “Diskriminierung” wollte der Migrationsforscher, anders als die Bertelsmann-Stiftung, als Ursache nicht gelten lassen. Oft genug seien es Männer, die ihren Frauen nicht erlauben würden, eine Arbeitsstelle anzutreten; außerdem spielten mangelhafte deutsche Sprachkenntnisse eine Rolle.

Allzu negative Ergebnisse konnte der damalige “Religionsmonitor” dann auch nicht liefern. Denn gerade strittige Themenfelder wie Stellung der Frau, Homosexualität, Terrorismus oder Israel waren damals gar nicht erst Teil des Fragenkatalogs. Die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus, die unter anderem in Deutschland gern eine Kopftuchuniform für Polizistinnen nach britischem Vorbild hätte, bügelte die Vorwürfe einer schonenden Fragestellung gleich ab: „Diese Kritik stellt nicht zuletzt die Freiheit der Forschung in Frage. Muss man wirklich immer nach Fundamentalismus fragen, wenn es um Muslime geht? Sind keine anderen Themen mehr erlaubt? Zur Freiheit der Wissenschaft gehört auch die Formulierung der Fragestellung. Nur so ist überraschende und innovative Forschung möglich, die sich den dominanten Fragen des Diskurses widersetzt. Wissenschaftler sehen sich jedoch zunehmend durch die Öffentlichkeit unter Druck gesetzt, wenn sie dies tun. Der Sicherheitsaspekt ist mittlerweile so dominant, dass viele Menschen Studien zum Islam ohne ihn nicht mehr denken können. Ich trete daher ganz vehement dafür ein, dass Wissenschaftler auch andere Fragen stellen können.

Unsichere Gewässer umschifft

Elger verweist dann auf eine Studie der Uni Münster, die etwa 250 angehende islamische Theologen befragte. Dort wollten nur etwa die Hälfte Israel ein Existenzrecht zugestehen, etwa ein Viertel waren für eine stärkere Trennung der Geschlechter und intolerant gegenüber Homosexualität eingestellt. Auch erwähnt sie Kriminologen der Universität Hamburg, die einen steigenden Antisemitismus beobachteten. Unter regelmäßigen Moscheegehern treffe dies etwa auf jeden Dritten zu.

Sie will dann auch nur „Belege für radikale Tendenzen“ sehen, warnt aber vor „Verallgemeinerungen“. Wohl um sich selbst zu beruhigen, zitiert sie abschließend den Statistiker Thomas Bauer, ehemals Vorsitzender des Sachverständigenrats für Integration und Migration, der – wie könnte es anders sein – mit den Eliten eng verbandelt ist. Dieser warnte vor einseitigen Interpretationen „bei einer so heterogenen Gruppe“. Repräsentative Umfragen seien sehr teuer und daher selten, zudem könne das Ergebnis durch die geschickte Fragestellung in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Also alles nur halb so wild! Damit hat Bauer sogar mehr Recht, als ihm lieb sein kann. Das Problem zeigt, wie bereits beschrieben, die Masche, mit der auch der “Religionsmonitor” arbeitete, dessen Fragenkatalog unsichere Gewässer lieber umschiffte. Auch das Argument der Heterogenität kann genau in die andere Richtung ausschlagen.

Das Problem kleiner erscheinen lassen, als es ist

Laut Statistiken leben in Deutschland 5 Millionen Muslime. Diese sind allerdings einzig und allein durch ihre Herkunft aus einem mehrheitlich islamischen Land und nicht über das tatsächliche Religionsbekenntnis definiert. Damit umfasst die Definition aber auch Atheisten oder religiöse Minderheiten, vor allem Christen, aber auch kleinere Gruppen wie die Jesiden. Wenn man derart unscharf alles in einen Topf wirft, und nicht explizit Muslime heranzieht, können die Zustimmungsraten zu den besonders brisanten Themenkomplexen niedriger ausfallen und das Problem kann kleiner erscheinen, als es eigentlich ist.

Zudem sind die meisten Muslime in Deutschland Türken. Dies fällt besonders ins Gewicht, weil die Türkei als einer der wenigen nahöstlichen Staaten (mehr oder weniger erfolgreich) säkular ausgerichtet ist – noch zumindest, im Vergleich zu anderen muslimischen Staaten – und auch die islamische Minderheit der Aleviten liberaler denkt. Mittlerweile steigt allerdings der Anteil der arabischen und afghanischen Muslime weiter an – die bisherigen Probleme könnten zukünftig also noch größer ausfallen. Zudem stellt sich immer auch die Frage, wie ehrlich Studienteilnehmer sind. Schließlich könnten sie auch einfach lügen. Dass die Mehrheit der Deutschtürken einen autoritären Kurs unterstützt, zeigt sich daran, dass sie mehrheitlich für Präsident Erdogan stimmten. Und auch hier gilt das Heterogenitätsargument. Unter den Deutschtürken sind eben auch viele regierungskritische Kurden. Würde man hier genauer hinschauen, wären die Zustimmungswerte unter den tatsächlich türkischen Deutschtürken sogar noch größer.

Schon öfter falsch gelegen bei Umfrageinterpretationen

Zwar bemerkt Elger Probleme, doch will sie unter all den Studien, die Probleme konstatieren, an denen festhalten, die noch die harmlosesten Resultate liefern. Das aber ist nicht Wissenschaft, auch nicht Journalismus, sondern cherry-picking. Mal abgesehen davon, dass auch die am wenigsten brisanten Studien immer noch brisant genug sind. Auch fällt auf, dass der Spiegel wieder zweierlei Maß anlegt. 20 Prozent Muslime, die Gewalt gutheißen, sind zwar ein Problem, und natürlich müsse man dem entgegenwirken – aber so konsequent, dass man von offenen Grenzen abrückt, ist man dann eben doch nicht. 20 Prozent für die AfD in Umfragen sind jedoch gleich eine Bedrohung für die Demokratie, gar eine neue „Machtergreifung“? Dies ganz ungeachtet dessen, dass eine Regierungsmehrheit 50 Prozent beträgt und sich viele Vorwürfe gegen die AfD, wie etwa die “Correctiv“-Erzählung von der “zweiten Wannseekonferenz in Potsdam” bei genauerer Betrachtung in Luft auflösen. Merke: bei Muslimen darf man nie verallgemeinern. Bei weißen, heterosexuellen Männern, Ossis gar, jederzeit!

Der “Spiegel” hatte bei der Interpretation von Umfrageergebnissen auch schon zuvor falsch gelegen. Breit angelegte Umfragen in der islamischen Welt zeigten, dass die Zustimmung zur Terrororganisation al-Qaida in den 2000er Jahren stark zurückging. Dies lag allerdings vor allem daran, dass Osama bin Laden auch vor Anschlägen, die Muslime trafen, nicht zurückschreckte. Terrorgruppen wie Hamas und Hisbollah, die sich ganz auf den Kampf gegen Israel konzentrierten, waren hingegen in der islamischen Welt sehr beliebt. Ohne dieses Wissen im Hinterkopf verstieg sich der Spiegel 2011 anlässlich der Ausschaltung bin Ladens durch US-Streitkräfte zu der Behauptung, nun sei das Ende des Terrorismus gekommen. Er hätte nicht falscher liegen können.

12 Antworten

  1. Ich empfehle ein klärendes Gespräch zwischen Frau Katrin Elger vom “Spiegel”
    und der jesidischen Aktivistin und IS-Geno/Femizid-Überlebenden Frau Nadia Murad Basee Taha (Friedensnobelpreisträgerin)!

    Archiv:
    Nadia Murad sagt Danke

    Die junge Jesidin Nadia Murad bedankt sich in Stuttgart für ihre Rettung aus den Händen der IS. Die junge Frau hat es sich mit weltweiter Unterstützung zur Aufgabe gemacht, für die verfolgte Glaubensgemeinschaft der Jesiden zu sprechen.
    (text youtube)

    ca 5 min.

    …!!

    Islam(ismus) -> 😡 🖕🏽

  2. Ich halte die Frau Elger vom “Spiegel” erstens ganz einfach für inkompetent bezügl Islam(ismus) und zweitens für politisch linksgrün ideologisiert!
    ..meine Meinung
    ::::::::::
    IS-PEINIGER KONFRONTIERT: “Du hast mein Leben zerstört!”

    …In dem Beitrag des irakischen Staatsfernsehen ist zu sehen, wie die Jesidin den IS-Anhänger im Beisein eines anderen Mannes trifft. «Heb Deinen Kopf», sagt sie, während sie ihm gegenübersteht. «Warum? Ich war 14 Jahre alt, als Du mich vergewaltigt hast.» Sie kämpft mit den Tränen. «Du hast mein Leben zerstört. Du hast mir alles genommen, wovon ich geträumt habe.» Der Mann in gelber Gefangenenkleidung schaut nur nach unten.
    Am Ende bricht die Jesidin zusammen. (kleiner Textauszug-youtube)

    ca 70 sek.

    …!!

  3. Na ja! Scharia und Kalifat sind ja mittlerweile auch nix anderes als Kommunismus oder Monarchie!
    Demokratie und Rechtstaatlichkeit brauch man sowieso nicht im Buntland, wo jeder machen darf was er will.

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  4. Der Zentralrat der Affen sagt:
    „Die Affenreligion ist eine Religion des Friedens.”
    Wenn der das sagt, dann muß es ja stimmen, gell? 😉

  5. @WAS VERRATEN UNS UMFRAGEN ÜBER DEN ISLAM
    nichts – da die Ergebnisse vorherbestimmt werden können durch die Art der Frage und die Auswahl der befragten.
    Umfragen sagen nur etwas aus über den Fragesteller und seinen Auftraggeber !
    Sie bilden nur – bei Wahlen bsp – die Basis für die notwendigen Fälschungen, um das ausgezählte Resultat dann den Gutgläubig glaubwürdig zu verkaufen !

  6. Die Österreicher sind einen Schritt weiter, dort wird eine Islam-Partei gegründet und von der Regierung zugelassen!!!

    1. Wie zugelassen?
      Braucht man in einer Demokratie die Zustimmung einer Regierung, um eine Partei zu gründen?

      Nein, braucht man nicht.
      In einer Demokratie gibt es keine politischen Verbote. Jede politische Richtung ist in einer Demokratie zugelassen. Ja sogar Voraussetzung für eine Demokratie.
      Gibt es politische Verbote, gibt es keine Demokratie.
      Und somit auch keine Macht der souveränen Wähler.

  7. diese 5 Millionen Mohammedaner Lüge kursiert hier schon seit 15 Jahren!!!
    damals waren es aber schon um die 9 Millionen.
    2024 dürfte sich die Zahl auf MINIMUM 12 Millionen gesteigert haben, kann man ganz logisch an den gestellten Forderungen an die Aufnahmegesellschaft & dem Stadtbild mit Kopftuchgeschwadern mit Kinderwägen in Kompaniegröße erkennen. 15 Millionen sind sehr bald erreicht, und ab dann gibt es kein Halten mehr…
    What Islam is not:

  8. Wikileaks enthüllt: US-Strategie zur Multikulturalisierung Frankreichs
    http://korrektheiten.com/2011/02/02/us-strategie-mulitkulti-frankreich-wikileaks/

    Die US-Strategie: Umerziehung Europas
    Die Methoden der Umvolkung Frankreichs oder: How to Make A Nation
    http://korrektheiten.com/2011/02/08/die-us-strategie-umerziehung-europa/

    Umerziehung der Deutschen als Teil der Psychologischen Kriegführung
    https://verbotenesarchiv.wordpress.com/2012/07/05/umerziehung-der-deutschen-als-teil-der-psychologischen-kriegfuhrung/